Ein kleiner Bär mit großem Überlebenswillen
Simon, ein kleiner Malaienbär, war aus illegaler Gefangenschaft gerettet worden, nachdem seine Mutter tot aufgefunden worden war. Allein, geschwächt und noch auf Milch angewiesen, wurde er von Wildtierrettern von CAN (Conservation Action Network) in eine Auffangstation gebracht – das Long Sam Wildlife Rescue Center. Als das Team ihn das erste Mal sah, war er kaum mehr als ein zitterndes Bündel Fell, dessen Überlebenschancen ungewiss waren.
Intensive Pflege rund um die Uhr
Von Beginn an benötigte Simon intensive Betreuung. Im Zwei-Stunden-Takt wurde er mit einer Milchflasche versorgt, in Decken gewickelt und unter Wärmelampen gebettet. Eine Stoffpuppe diente ihm als Trostspender – Ersatz für eine Mutter, die ihm genommen worden war. Trotz seiner traumatischen Erfahrungen zeigte Simon früh eine außergewöhnliche Auffassungsgabe. Er erkannte schnell seine Pflegepersonen und begann, auf seine Umgebung zu reagieren.
Erste Schritte zurück in die Natur
Nach Wochen medizinischer Versorgung und enger Betreuung war Simon stark genug für die nächste Etappe: die sogenannte Waldschule. Dort lernen verwaiste Wildtiere, sich wieder in ihrem natürlichen Lebensraum zurechtzufinden – ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur möglichen Auswilderung.
Markus Strobel, Mitglied im Beirat unserer Stiftung, war Anfang des Jahres selbst vor Ort und begleitete den kleinen Simon bei seiner Entwicklung in die Unabhängigkeit. Er war erstaunt, wie schnell der Bär wuchs und wie viel Obst er zu essen brauchte. Auch dafür benötigen wir dringend weitere Spenden.
Seine winzigen Pfoten bewegten sich instinktiv in Richtung Laub und verrottender Baumstämme, wo sich Ameisennester befanden. Eifrig wühlte er in der Erde, kratzte an der Baumrinde und leckte an den honigähnlichen Substanzen, die die Pfleger:innen für ihn vorbereitet hatten. Simon lernte auch, wie man klettert. Obwohl er ungeschickt und oft tollpatschig war, gab er nie auf. Immer wieder versuchte er erneut, die Bäume zu erklimmen.
Ein Moment bleibt besonders in Erinnerung: Als Simon begann, eigenständig ein Nest aus Zweigen und Blättern zu bauen – ein typisches Verhalten wilder Sonnenbären. Für das Team ein stilles Zeichen, dass er seinen natürlichen Instinkten zu vertrauen begann.
Wachstum bringt neue Herausforderungen
Mit der Zeit wuchs Simon nicht nur körperlich, sondern auch in seinem Selbstbewusstsein. Er entwickelte Kraft, Eigenständigkeit – und einen starken Willen. Bald wurde es schwierig, ihn am Ende des Tages in sein Gehege zurückzubringen. Anfangs ließen sich diese Situationen mit Geduld und Honig lösen. Doch mit zunehmender Größe wurde deutlich: Simon war nicht mehr das schutzbedürftige Jungtier von einst.
Der Wendepunkt kam, als er einen Pfleger in die Hand biss – ein Ausdruck seiner natürlichen Stärke, kein aggressives Verhalten. Dennoch stand fest: Die Sicherheit des Teams durfte nicht gefährdet werden. Schweren Herzens entschied man sich, seine Teilnahme an der Waldschule vorerst auszusetzen.
Ein Zwischenstopp – kein Ende
„Simon, du bist jetzt einfach zu groß“, flüsterte einer der Pfleger, während er ihm über das Fell strich. Es war kein Abschied, sondern ein Versprechen: Wir werden einen Ort finden, der dir gerecht wird, auch wenn es immer schwerer wird.
Denn in der indonesischen Region Bengalon, im Osten von Kalimantan, werden riesige Flächen tropischen Regenwaldes für Kohleminen und Palmölplantagen gerodet. Was bleibt, sind traurige Waldinseln, durchzogen von Straßen, Monokulturen und Kohlegruben. Kaum mehr Platz für Tiere wie Simon.
Aber: Es ist noch nicht zu spät. Durch den Aufkauf von Regenwaldflächen (ein Quadratmeter für 3 Euro!), können wir es gemeinsam schaffen, Simon und vielen anderen Tieren einen sicheren Ort in ihrer Heimat bieten. Dort wo sie hingehören.